Wie gelingt eine zukunftsfähige Quartiersentwicklung? Welche Faktoren machen Quartiere lebenswert – und wirtschaftlich tragfähig? Diesen Fragen widmete sich das ExpertenForum Quartiersentwicklung des BFW Landesverbands Nord am 08.04.2025.
Die Teilnehmenden aus Wohnungswirtschaft, Architektur, Stadtplanung und Verwaltung diskutierten im ista Showroom in der Hamburger HafenCity aktuelle Entwicklungen, theoretische Konzepte und erprobte Praxisbeispiele.
Begrüßt wurden die Gäste von Antje Pluschke von der ista SE sowie Dr. Verena Herfort, der Geschäftsführerin des BFW Landesverbands Nord. Beide betonten die zentrale Rolle, die eine integrative Quartiersentwicklung im Kontext der Wohnraumversorgung und städtischen Transformation spielt. Anschließend übernahm Moderator Norman Meyer und führte kompetent und charmant durch das Programm.
Theoretische Grundlagen und soziale Dimensionen
Im ersten Veranstaltungsteil ging es um das konzeptionelle Fundament erfolgreicher Quartiersentwicklung. Prof. Dr. Marcus Menzl von der Technischen Hochschule Lübeck eröffnete mit einem Impuls über den „sozialen Lebenszusammenhang Quartier“. Als soziale Handlungsebene böten Quartiere Raum für Austausch, Nachbarschaft und Identifikation – wie etwa im Prinz-Eugen-Park in München oder im Lok-Viertel in Osnabrück, für das er einen sozialen Masterplan entwickelt habe.
Anschließend sprach Andrea Soyka, Geschäftsführerin der steg Hamburg mbH, über Synergieeffekte in der Entwicklung lebenswerter Quartiere. Sie betonte die Rolle der Nutzungsvielfalt, der identitätsstiftenden Elemente sowie gut gestalteter öffentlicher Räume. Ein Quartier sei mehr als eine Ansammlung von Gebäuden – es sei ein eigener Funktionsraum mit sozialen und infrastrukturellen Anforderungen.
Prof. Phillip Goltermann, Mitgründer der Livable Places GmbH, stellte datengetriebene Ansätze für die Quartiersoptimierung vor. Sein Unternehmen entwickelt Tools, mit denen sich die Planung, die Nutzung und die Lebensqualität in Quartieren kontinuierlich verbessern lassen.
Quartiersentwicklung in der Praxis: Erfahrungen und Herausforderungen
Im zweiten Veranstaltungsteil wurden konkrete Projekte vorgestellt – von Großstadtquartieren über städtebauliche Experimente bis zu Revitalisierungen auf Konversionsflächen.
Nikolas Jorzick von der HAMBURG TEAM Gruppe präsentierte mit dem Sartorius Quartier in Göttingen und dem Löwitz Quartier in Leipzig zwei sehr unterschiedliche Projekte. Während in Göttingen günstige Rahmenbedingungen und viel planerische Freiheit gegeben waren, waren in Leipzig umfangreiche infrastrukturelle Vorgaben zu erfüllen. Beide Beispiele zeigten, wie wichtig integriertes Denken, Serviceangebote vor Ort und das Management aus einer Hand sind, um Quartiere als resiliente Assetklassen zu etablieren.
Henrik Diemann, Gründer und Geschäftsführer der Urbainity GmbH, stellte u. a. den Süderfeldpark in Hamburg vor – ein Projekt, das durch eine enge Bürgerbeteiligung, multifunktionale Freiräume und das Miteinander verschiedener Zielgruppen überzeugt. Die frühzeitige Einbindung aller Akteure habe Widerstände abgebaut und Vertrauen geschaffen, so Diemann.
Über die „Neue Meile“ in Lübeck-St. Lorenz berichtete Nils Böttcher von DIE WOHNKOMPANIE. Dabei handelt es sich um ein Vorhaben mit 340 Wohnungen, Kita, Hotel sowie Gewerbeflächen auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs. Rund ein Drittel der Fläche wurde als Park gestaltet. Vielfalt, Gemeinschaft und flexible Nutzungsmöglichkeiten seien laut Böttcher in diesem Projekt die zentralen Erfolgsfaktoren.
Hamburg-Standards und neue Wege
Den Abschluss des ExpertenForums bildete der Vortrag von Kay Gätgens, Geschäftsführer der IBA Hamburg, zur „qualitätvollen Quartiersentwicklung in Wilhelmsburg“. Am Beispiel des Wilhelmsburger Rathausviertels stellte er den neuen Hamburg-Standard vor, der auf drei Säulen beruht: kostenreduzierte Baustandards, optimierte Prozesse und Planung sowie beschleunigte Verfahren. Das Ziel sei eine nachhaltige, sozial ausgewogene Stadtentwicklung mit hoher architektonischer Qualität, die gleichzeitig bezahlbares Wohnen ermöglicht.
Mehr als Gewerbe plus Wohnraum
Das ExpertenForum Quartiersentwicklung zeigte, wie facettenreich Quartiersentwicklung heute gedacht und gestaltet wird – als sozialer Raum, als wirtschaftliche Einheit und als kulturelle Projektionsfläche. Deutlich wurde auch: Quartiersentwicklung ist mehr als Gewerbe plus Wohnen. Damit sich eine Gemeinschaft und ein eigener Charakter entwickeln, braucht es durchdachte Konzepte und gute Angebote für die Menschen.
Unterstützt wurde die Veranstaltung von Elevion Energy Solutions, Anbieter nachhaltiger Energielösungen für Quartiere, sowie von Bio Bound, einem Unternehmen für kreislauffähige Baustoffe.



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