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Innovationsforum

„Wir machen die Dinge nicht, weil sie hip sind, sondern weil sie einen Sinn ergeben.“

Frank Beister, Otto Wulff

Zum ersten Mal seit 2019 konnte in diesem Jahr das Innovationsforum des BFW Landesverbands wieder stattfinden: Rund 80 interessierte Teilnehmer fanden sich am 02.11. im Eventcenter des Hamburger Volksparkstadions ein. Zum Start stellte Moderator Norman Meyer die Ergebnisse unser Umfrage vor. Es zeigt sich: Nachhaltigkeit hat bei den Mitgliedsunternehmen einen großen Stellenwert. Rund 71  Prozent der Unternehmen räumen ihr hohe Priorität ein. Mehr als 40 Prozent verwenden bereits Recyclingbaustoffe.  

Gemeinsam mit Lars Bollensen von unserem Partner GSK Stockmann begrüßte unsere Geschäftsführerin Dr. Verena Herfort unsere Gäste. Dabei zitierte sie die Machbarkeitsstudie der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen. Demnach müssen bis zum Jahr 2050 rund 87.000 Gebäude in Hamburg energetisch ertüchtigt werden. Lars Bollensen betonte, dass Nachhaltigkeit nicht nur Verpflichtung, sondern auch Innovationstreiber sei.

Das Cradle-to-Cradle-Prinzip

Isabel Gomez aus der Geschäftsleitung der Cradle to Cradle NGO stellte das Konzept der langfristigen Kreislaufwirtschaft nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip vor. Hierbei werden die verbauten Teile und Stoffe beim Abbruch oder dem Umbau der Immobilie entweder einem biologischen oder einem technischen Kreislauf zugeführt. Insofern sind Häuser als Rohstofflager zu verstehen, in denen die verwendeten Materialien nur zeitweise gebunden sind. Aus dem Cradle-to-Cradle-Prinzip ergeben sich laut Isabel Gomez für die Unternehmen viele Vorteile: von besseren Finanzierungskonditionen bis zu den Energiekosten. „Nicht Biomasse (Reduktion des Bevölkerungswachstums) ist entscheidend, sondern Hirnmasse“, resümierte sie am Ende Ihres Vrotrags. Eine Übersicht über Produkte und Anbieter für die Immobilienwirtschaft bietet die Website www.c2c-bau.org.

Materialkataloge für die Gebäude

Die Idee eines Materialkatasters erläuterte Dr. Patrick Bergmann. Er ist Geschäftsführer der Madaster Germany GmbH. Sie hilft Unternehmen bei der Dokumentation der verwendeten Bauteile und Materialien.

Annabelle von Reutern ist ausgebildete Architektin und für Concular tätig. Das Unternehmen berät Unternehmen beim zirkulären Bauen und unterstützt die Immobilienbranche dabei, ressourceneffizient und CO2-neutral zu werden. Auch sie sprach sich für die Digitalisierung von Gebäuden in Form von Materialkatalogen aus. Denn daraus ergeben sich neue Möglichkeiten für den Um- oder Rückbau von Gebäuden nach dem Grundsatz: „Die Form folgt der Verfügbarkeit.“

Beton decarbonisieren

Ein Beispiel für einen neuen klimaschonenden Werkstoff gab Hoang Nguyen. Er arbeitet für „alcemy“ und sprach über die nachhaltige Herstellung von Zement und Beton. Hierbei steht das Unternehmen Herstellern und Bauherren beratend zur Seite. Sein Wunsch: „Wir möchten mit Ihnen die Decarbonisierung entlang der Wertschöpfungskette des Betons vorantreiben.“

Das Hamburger Unternehmen OTTO WULFF fühlt sich seit Langem der Nachhaltigkeit verpflichtet und ist Partner im Projekt „circuit“. Dieses erforscht in einer europaweiten Kooperation die Regenerationsfähigkeit der Städte. Senior BIM-Manager Frank Beister stellte die Erkenntnisse über die Verwendung von Beton aus Recylingmaterialien vor.

Die blu Gesellschaft für nachhaltige Immobilienprojekte ist ein Tochterunternehmen des Hamburger Traditionsunternehmens AUG. PRIEN. Ihr Ziel ist es, Gebäude zu entwickeln, die über ihre Nutzungsdauer der Umwelt mehr geben als sie ihr nehmen. „Wir werden Prototypen erstellen und unsere Erkenntnisse aus diesen Projekten an die Praxis weitergeben“, sagte Geschäftsführer Carsten Joost. Dabei setzt blu auf einen intensiven Austausch der beteiligten Akteurinnen und Akteure, „damit wir endlich in die Masse und ins Drehen kommen“, so Carsten Joost.

Eine neue Baukultur

In der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen Annabelle von Reutern, Frank Beister und Carsten Joost über die Umsetzbarkeit des ressourcenschonenden Baus. Sie waren sich einig: Natürlich gibt es Bedenken und Herausforderungen. Dennoch sollte jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten anfangen, jetzt neue Wege und Methoden auszuprobieren – und seien es zunächst nur kleine Schritte. Einig waren sich die Teilnehmenden bei auch bei der Erkenntnis: „Lieber neue Wege gehen als in Schönheit sterben.“ Insofern sei womöglich auch die Zeit für eine neue Baukultur und eine neue Ästhetik gekommen.

Innovation in der Praxis

Am Nachmittag wurden fünf innovative Immobilienprojekte vorgestellt, die zeigen: Nachhaltigkeit ist keine Zukunftsmusik:

  • „roots“ in der Hamburger HafenCity von Garbe Immobilien-Projekte, präsentiert von Fabian von Köppen
  • „Moringa“ in der Hamburger HafenCity von der Landmarken AG, präsentiert von Vanja Schneider
  • „Zero House” von Urbainity, präsentiert von Alexander Keuper
  • „Rockywood“ in Offenbach von Primus Developments, präsentiert von Lorenz Nagel
  • „Hammerbrooklyn“ in Hamburg-Hammerbrook von Art-Invest Real Estate, präsentiert von Martin Wolfrat

Als Blick über den Tellerrand der Immobilienbranche stellte Sascha Steinbrück die Nachhaltigkeitsstrategie des HSV vor. Er ist unter anderem zuständig für das Merchandising des Vereins. Der Fanshop bietet überwiegend fair produzierte Fantextilien an und der Verein ist Teil der Initiative „Vom Feld in den Fanshop“.

Spaß und Innovation

Was dieser Tag zeigte: Nachhaltigkeit ist kein Zukunfts- sondern ein Gegenwartsthema. Viele Ideen und Initiativen zeigen bereits, wie Klimaneutralität funktionieren kann. Die Projekte der Mitgliedsunternehmen zeigen, dass Nachhaltigkeit keine lästige Pflicht ist, sondern Spaß macht und Innovationen befördert.

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