Dazu erklärt der BID-Vorsitzende und Präsident des BFW Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Andreas Ibel: „Bauland ist die Grundvoraussetzung für bezahlbaren Wohnraum, die nur die Kommunen durch Baulandausweisung schaffen können. Dabei geht es nicht um die Vernichtung ökologisch wertvoller Flächen, sondern überwiegend um die Umnutzung vorhandener Brachflächen. Dort, wo die Nachfrage groß ist, brauchen wir mehr und vor allem effizient genutztes Bauland sowie eine aktuelle Bauplanung der Kommunen, um schnell auf die Nachfrage nach neuem Wohnraum reagieren und Preissteigerungen entgegenwirken zu können. Kommunal geplante Bodenpreise sind dagegen keine Lösung, denn dadurch bleiben Grund und Boden knapp, die Abkehr von marktwirtschaftlichen Prinzipien schafft Folgeprobleme und der bürokratische Aufwand steigt. Die Schaffung von neuem Bauland auf bestehenden Flächen sowie neuen Gebieten ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, in die alle Marktteilnehmer eingebunden werden müssen.“
Aus Sicht von GdW-Präsident Axel Gedaschko wurden in den vergangenen beiden Jahren beim Wohnen und Bauen einige, aber nicht genügend Hebel in Bewegung gesetzt: „Das Wohngeld wurde erhöht und steigt nun regelmäßig, das serielle Bauen und Sanieren hält Einzug in die Bauordnungen und dank einer Verfassungsänderung kann der Bund den sozialen Wohnungsbau auch künftig mitfinanzieren. Aber insgesamt ist zu wenig passiert und alles läuft viel zu analog. Die Wohngeldvergabe, aber auch alle Planungsprozesse müssen digitalisiert werden, wir brauchen ein elektronisches Kataster über alle bebaubaren Grundstücke – und ein wichtiges Versprechen der Regierung muss noch umgesetzt werden: eine verpflichtende Folgeabschätzung für die Kosten, die durch jede neue Bauvorgabe entstehen. Damit all das koordiniert umgesetzt werden kann, brauchen wir in der kommenden Legislaturperiode dringend ein eigenständiges Bundesministerium für Wohnen und Bauen“, so Gedaschko.
Für IVD-Präsident Jürgen Michael Schick ist ebenfalls klar, dass Politik und Immobilienwirtschaft mit dem Wohngipfel 2018 wichtige Weichen für mehr Wohnungsneubau gestellt haben. Schick ergänzt: „Die starken Mietanstiege sind durch den massiven Neubau mittlerweile Geschichte. Die künftige Wohnungsbaustrategie sollte deshalb nun nachjustiert werden. Nach ‚Bauen, bauen, bauen‘ kann jetzt der Fokus auf die noch angespannten Märkte und Wachstumsregionen gerichtet werden. Wir wünschen uns von der Politik, dass es keine neuen Regulierungen für die Immobilienwirtschaft gibt, dafür aber mehr Anstrengungen bei der Förderung von Wohneigentum. Die Politik sollte der steigenden Nachfrage nach den eigenen vier Wänden – auch durch die Corona-Pandemie bedingt – nachkommen und das Baukindergeld entfristen und erweitern. Zudem ist eine Reform der Grunderwerbsteuer überfällig.“
Im Zusammenhang mit der Bildung von Wohneigentum wird auch das Umwandlungsverbot von Miet- in Eigentumswohnungen viel diskutiert. Dazu erklärt VDIV-Deutschland-Präsident Wolfgang D. Heckeler: „Die Bildung von Wohnungseigentum ist elementarer Bestandteil privater Altersvorsorge und wird daher von der Bundesregierung zu Recht intensiv gefördert. Für viele Bürgerinnen und Bürger ist dabei die gemietete Wohnung die einzige Möglichkeit, in ihrem angestammten Wohnviertel Eigentum zu erwerben. Vielfach können sie sich nämlich anderweitig kein Wohnungseigentum leisten, da der Erwerb eines Neubaus oft deutlich teurer ist. Die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen noch weiter einzuschränken, konterkariert das Ziel der Bundesregierung selbstgenutztes Wohnungseigentum zu ermöglichen und der Gentrifizierung entgegenzutreten.“
Völlig neue Herausforderungen ergeben sich aktuell durch die Corona-Pandemie für Gewerbeimmobilien. Dazu merkt ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner an: „Gemessen an den Problemen der Wohnraumversorgung hat der Lockdown eine deutlich größere Welle von Problemen für Handels- und Hotelimmobilien ins Rollen gebracht. Es entstehen Zahnlücken in unseren Städten, deren Schließung auf bisherige Weise nicht mehr funktionieren wird. Dazu sind Anstrengungen von Staat und Privaten in ganz neuen Dimensionen erforderlich. Kurzfristig geht es dabei allerdings darum, weitere nicht angezeigte und undifferenzierte Lockdowns zu vermeiden.“
Die Mitgliedsverbände der BID werden die aus ihrer Sicht drängenden Handlungsfelder auf der heutigen Bilanzveranstaltung der Bundesregierung zur Wohnraumoffensive erneut an die Politik herantragen. Denn die Wohnungspolitik in Deutschland bleibt ein brisantes, sozialpolitisches Thema mit vielen ungelösten Aufgaben, für die es effiziente Lösungen braucht, damit Wohnen langfristig bezahlbar bleibt.