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Wie kommen wir aus der Krise? Pragmatismus und Politik auf dem Landesverbandstag des BFW Landesverbands Nord

Am 20.02.2025 hatte der BFW Landesverband Nord zu seinem Landesverbandstag ins Hamburger Volksparkstadion eingeladen. Drei Tage vor der Bundestagswahl und zehn Tage vor der Hamburger Bürgerschaftswahl war die Stimmung politisch aufgeladen. 

Kay Brahmst, der Vorstandsvorsitzende des BFW Landesverbands Nord, stellte in seiner Eröffnungsrede die ernüchternden Zahlen des diesjährigen Neubaumonitorings des Verbands vor.:„2024 bedeutete einen Einbruch für den Wohnungsbau im Norden. Das zeigen die Zahlen unseres diesjährigen Neubaumonitorings. Und selbst wenn 2025 eine Trendwende einsetzt, wird sich das erst in zwei oder drei Jahren auswirken.“

Trotz der ernüchternden Zahlen ließ sich Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher nicht beirren und verwies auf frühere Erfolge: „Bis 2023 waren wir mit 10.000 neuen Wohnungen pro Jahr auf einem guten Weg. Dann stoppte alles jäh.“ Die Zinsen seien von 1 Prozent auf 4 Prozent gestiegen und damit wirtschaftlicher Wohnungsneubau kaum noch möglich. Aber Tschentscher sah auch positive Signale: „Die Grundstückspreise sind gesunken.“ Außerdem werde der neue Hamburg-Standard die Baukosten senken. „Der Markt ist da. Wir müssen das Bauen nur wirtschaftlicher machen“, betonte Tschentscher mehrfach. 


Schleswig-Holstein kann Standard

Schleswig-Holsteins Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack plädierte für eine engere Abstimmung mit Hamburg, denn die neuen Standards beider Länder seien jetzt schon auf dem Weg zur Blaupause für ganz Deutschland. Zum Beispiel gebe es bereits konkrete Nachfragen aus Nordrhein-Westfalen. Auch beim Klimaschutz möchte das nördlichste Bundesland Vorreiter sein: „Bis 2040 werden wir das erste klimaneutrale Bundesland sein“, so Sabine Sütterlin-Waack. 

Nachhaltiges Bauen ist intelligent

Die Werner Sobek AG ist bekannt für innovative, technisch anspruchsvolle Bauvorhaben. Vertreten wurde sie an diesem Nachmittag von Dr. Stefanie Weidner, die gleich zu Beginn mahnte: „Die Baubranche ist für 50 Prozent aller CO₂-Emissionen verantwortlich.“ Als einen Lösungsansatz empfahl sie, regionale Bauverfahren wieder stärker anzuwenden. Ein von ihr betreutes größeres Holzbau-Projekt in Süddeutschland konnte Kosten von nur 2.000 Euro pro Quadratmeter realisieren – allerdings vor der Baukrise. 

Politik für die Bürger
Auf der einen Seite gab es Lacher, auf der anderen Seite wurde bei der nachfolgenden Diskussion zwischen drei Hamburger Landesfraktionsvorsitzenden offen gestritten. Die Standpunkte orientierten sich dabei klar an den jeweiligen Parteizugehörigkeiten: Dirk Kienscherf (SPD) legte den Fokus auf soziale Aspekte, Dominik Lorenzen (Grüne) auf den Umweltschutz, während Dennis Thering (CDU) investoren- und unternehmerfreundlich argumentierte. Konflikte waren da programmiert, doch vor allem die Grünen verwiesen mehrfach darauf, dass man dazugelernt habe und kompromissbereit geworden sei. 

Bitte positiver! 

Markus Gürne von der ARD-Börsenredaktion begann seinen Vortrag mit einem persönlichen Beispiel: „In Schweden bekam ich ein Schreiben, das für meine PV-Anlage eine finanzielle Belohnung ankündigte. In Deutschland, wo ich ebenfalls eine PV-Anlage installiert hatte, bekam ich stattdessen amtliche Schreiben, die mir bürokratische Steine in den Weg legten.“ Der bekannte Moderator wollte aber nicht nur kritisieren, sondern auch auf das Gute aufmerksam machen. „Wir leben auf der Insel der Seligen“, sagte er. Das gelte es zu bewahren – etwa durch den Abbau von Bürokratie. Seine abschließenden Worte brachten die Themen des Tages gut auf den Punkt: „Wir sollten mehr Lust darauf haben, etwas zu schaffen.“