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Nachgefragt bei Kay Brahmst

„Jede Wohnung ist wichtig“

Seit drei Monaten ist Kay Brahmst Vorstandsvorsitzender des BFW Landesverbands Nord. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen.  

Seit Februar sind Sie Vorstandsvorsitzender unseres Verbands. Gibt es etwas, das Sie dabei überrascht hat?

Ich war überrascht, wie viele Menschen zu mir Kontakt aufgenommen haben und mich kennenlernen möchten. Denn ich bin ja schon sehr lange in der Branche und kenne viele Mitstreiter. Aber es gibt eben noch viele mehr und insofern habe ich in den letzten Wochen etliche Gespräche geführt. Auch abgesehen davon ist das Pensum in diesem Ehrenamt enorm. Über mangelnde Arbeit kann ich mich nicht beklagen. 

Gibt es etwas, das Sie anders machen möchten als Ihr Vorgänger? 

Sönke Struck hat als Vorstandsvorsitzender des BFW Landesverbands Nord hervorragende Arbeit geleistet. Insofern besteht kein Druck, die Dinge anders zu machen. Aber ich lasse mich nicht nur davon leiten, wie es früher war, sondern ich möchte auch meine Vorgehensweisen einbringen und auch Neues versuchen – zum Beispiel bei den Veranstaltungen. Für mich ist da nichts in Stein gemeißelt. Außerdem wünsche ich mir mehr Öffentlichkeitsarbeit, um den Wert unserer Branche und unsere gute Verbandsarbeit für die Allgemeinheit sichtbarer zu machen. Wir sind die, die bauen. Und dabei ist jede Wohnung wichtig – egal, ob öffentlich gefördert, frei finanziert zur Miete oder zum Verkauf. Der Wohnungsmarkt muss insgesamt wieder in Schwung gebracht werden.

Welches ist Ihre wichtigste Forderung an die Politik?

Wir befinden uns in der größten Wohnungsbaukrise der letzten Jahrzehnte. Die Fertigstellungszahlen, die in der letzten Woche veröffentlicht wurden, bestätigen das. Um den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten, brauchen wir neue Wohnungen. Und damit die gebaut werden, müssen wir von den Kosten herunterkommen. Das bedeutet: neue, reduzierte  Regelstandards, anstatt überall den Höchststandard umzusetzen. Auch das müssen wir kommunikativ begleiten. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass eine sehr große Anzahl der Wohnungen, in denen wir aktuell leben, weit unter dem heutigen Neubaustandard liegen. Trotzdem wohnen die Menschen dort sehr gern, und zwar gerade in den Altbauten. „Gesunde Wohnverhältnisse“ schafft man also nicht nur durch Umsetzung allerhöchster Baustandards! In Hamburg kommt hinzu: Die Bezirksämter müssen bei den Vereinbarungen, die wir mit dem Senat und der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen treffen, viel mehr mit ins Boot geholt werden. Denn ansonsten können die vereinbarten Ziele niemals umgesetzt werden. Daneben benötigen  wir eine gewisse Freiheit in der Wahl der Mittel, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Stichwort: Technologieoffenheit. 

Haben Sie einen Wunsch oder einen Appell an die Mitglieder des BFW Landesverbands Nord? 

Ja. Ich wünsche mir, dass sie mitmachen und uns bestmöglich unterstützen. Sei es bei Umfragen, in Arbeitskreisen und Diskussionen, bei Kampagnen – wo auch immer. Denn gemeinsam können wir etwas Gutes erreichen, davon lebt der Verband.

Sie sind Geschäftsführer in der Unternehmensgruppe Hermann Friedrich Bruhn. Diese hat gerade das Richtfest für das „Luisenquartier“ in Hamburg-Hamm gefeiert. Worum geht es bei dieser Projektentwicklung?

Die Unternehmensgruppe Hermann Friedrich Bruhn baut zwischen der Hammer Landstraße sowie dem Luisenweg und dem Pröbenweg, nahe der U-Bahn-Station „Hammer Kirche“ 208 neue Wohnungen, eine Kita und 8.000 Quadratmeter Gewerbefläche. Ein Drittel der Wohnungen ist öffentlich gefördert. Die Gewerbefläche realisieren wir zusammen mit der HASPA PeB als Projektpartner. Hier entsteht ein Serviced-Apartments-Hotel, das die SMARTments business Betriebsgesellschaft mbH, eine Tochter der GBI, betreiben wird. Außerdem sind Flächen für nicht-störende Handwerksbetriebe vorgesehen. Ein Großteil des Areals gehört schon seit den 1960er-Jahren zum Bestand der Unternehmensgruppe Hermann Friedrich Bruhn. Den anderen Teil konnten wir vor ein paar Jahren hinzuerwerben, sodass jetzt diese ganzheitliche Quartiersentwicklung möglich wurde. Zusammen mit unseren Bestandsgebäuden an der Hammer Landstraße, in denen wir unter anderem einen Supermarkt, einen „Budni“, ein Bäckerei-Café und Praxisflächen als Mieter haben, entsteht hier ein richtiges Musterquartier mit einer sehr guten Mischung aus Wohnen und Gewerbe. Das Gesamtinvestitionsvolumen liegt bei rund 95 Millionen Euro. Das ist für uns das größte Projekt seit Jahrzehnten. 

Können wir noch weitere neue Projekte von der Unternehmensgruppe Hermann Friedrich Bruhn erwarten oder legen Sie – wie so viele andere – Ihre Pläne auch erst einmal auf Eis?

Wir schieben weitere Projekte an, aber nicht in der Größenordnung des „Luisenquartiers“. Hierbei geht es vor allem darum, neue Dinge im Wohnungsbau auszuprobieren – insbesondere im Hinblick auf den Klimaschutz und die Umsetzung der ESG-Grundsätze. In diesen Bereichen möchten wir uns gezielt weiterentwickeln und gerne auch eine Vorreiterrolle einnehmen.