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BFW Nord Landesverbandstag 2022

Unter dem Motto „Einbruch. Umbruch. Aufbruch – wie geht es weiter mit der Wohnungswirtschaft?“ veranstalteten wir am am 18.08.22 unseren jährlichen BFW Nord Landesverbandstag im Hamburger Volksparkstadion.

Rund 225 Gäste folgten der Einladung. Kein Wunder, es gab viel zu diskutieren: Lieferengpässe, Baukosten- und Zinssteigerungen, explodierende Grundstückspreise sowie Veränderungen in der Förderlandschaft stellen die Immobilienbranche vor immense Herausforderungen. „Vor einem Jahr beim letzten Landesverbandstag hofften wir noch, das Schlimmste läge hinter uns. Weit gefehlt“, sagte Sönke Struck, unser Vorstandsvorsitzende, der den öffentlichen Teil der Veranstaltung eröffnete. Mit Blick auf den Stopp der KfW-Programme für den Bau energieeffizienter Gebäude sei die Zielzahl von 10.000 Wohnungen pro Jahr in Hamburg nicht zu schaffen, so sehr man es auch wolle. „Die Lage ist ernst. Wir brauchen neue und langfristige Vereinbarungen und keine Achterbahnfahrten. Ich wünsche mir im Wirtschaftsministerium mehr Blick für die Realität und weniger Ideologie und ich kann nur davor warnen, die Kosten für den Wohnungsmarkt durch weitere Regulierungen weiter nach oben zu treiben.“

„Wir dürfen nicht aufgeben“

Auch Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen der Freien und Hansestadt Hamburg, forderte die Bundesregierung zu mehr Verlässlichkeit bei der Wohnungsbauförderung auf. An Staatssekretär Dr. Rolf Bösinger aus dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gewandt, sprach sie sich einen intensiven und fachlich konstruktiven Austausch aus. „Wir werden mit allen Kräften daran mitarbeiten, dass bundesweite Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr zu erreichen. Dennoch sehen wir unsere Grenzen durch die dramatisch gestiegenen Baukosten.“ Trotzdem appellierte sie an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Landesverbandstag: „Wir dürfen nicht aufgeben.“

Gemeinsam durch die Krise

„Wir sind in herausfordernden Zeiten unterwegs, aber wir sind gemeinsam unterwegs“, betonte Dr. Sabine Sütterlin-Waack, Ministerin für Inneres, ländliche Räume, Integration und Gleichstellung in Schleswig-Holstein. Und sie versprach: „Wir werden die private Wohnungswirtschaft ebenso unterstützen wie Genossenschaften und kommunale Wohnungsunternehmen.“ Auf die aktuell schwierige Situation auf dem Wohnungsmarkt, reagiert Schleswig-Holstein mit fünf „neuen und bewährten“ Instrumenten:

  1. soziale Wohnraumförderung
  2. Initiative „Zunftgerechtes Wohnen und Digitalisierung“
  3. Baulandverfügbarkeit
  4. Klimaschutz
  5. Mieterschutz

Eine digitale Botschaft hinterließ Christian Pegel, Minister für Inneres, Bau und Digitalisierung in Mecklenburg-Vorpommern. Er betonte die wichtige Rolle, die die private Wohnungswirtschaft auch beim geförderten Wohnungsbau in seinem Bundesland spielt.

„Wohnungsneubau und Klimaschutz müssen Hand in Hand gehen.“

Staatssekretär Dr. Rolf Bösinger aus dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen stellte die Perspektive des Bundes vor. Auch er sieht die Schwierigkeiten und Herausforderungen im Wohnungsbau und versprach, diese gemeinsam anzugehen und entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Hoffnung setzt er dabei unter anderem auf das „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ und Beschleunigungspotenziale durch digitale Prozesse.

„Es ist Schluss mit lustig“

Prof. Dietmar Walberg von der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e. V. (ARGE) stellte die Entwicklung der Baukosten von 2000 bis 2022 vor. Seine Berechnungen zeigten: Unter den aktuellen Bedingungen ist es kaum noch möglich, Neubauprojekte kostendeckend zu realisieren. Walbergs Fazit: „Es ist Schluss mit lustig“. Horst Warneke von Dr. Klein Wowi Finanz sprach über die Entwicklung der Zinsen und die aktuelle Finanzierungspolitik der Banken. Sein Rat an die Wohnungswirtschaft: Wer genug Puffer für die Baukosten einplant, realistisch rechnet und sein Projekt im Banktermin gut präsentiert, kann auch heute mit Unterstützung rechnen.

„Das Bauministerium ist der Partner der Bauwirtschaft.“

An der abschließenden Podiumsdiskussion nahmen Staatssekretär Dr. Rolf Bösinger, Sönke Struck und Matthias Iken, stellvertretender Chefredakteur des Hamburger Abendblattes, teil. Themen waren auch hier die energetischen Anforderungen an den Wohnraum und die Förderungspolitik. Matthias Iken gab einen Einblick in seine Arbeit: So wolle er durch die Berichterstattung keine Panikstimmung erzeugen. Aber natürlich sei es wichtig „ein Verständnis für gewisse Maßnahmen“ zu wecken. Auf die Frage, was man sich von der Politik wünsche, fand Sönke Struck deutliche Worte: „Wir wünschen nicht, wir verlangen, dass Regulierungen nicht zu weiteren Kostensteigerungen führen! Das Ziel muss sein, dass wir kostengünstigen Wohnraum anbieten können. Davor entfernen wir uns momentan immer mehr.“ Bösinger kündigte ein Zinsverbilligungsprogramm und eine „massive Ausweitung des Wohngeldes“ an. „Das wird in die Richtung von Verdoppelungen gehen“, beteuerte er und er versprach: „Das Bauministerium ist der Partner der Bauwirtschaft.“

Soziales Engagement in Krisenzeiten

Der Landesverbandstag endete mit der Übergabe zweier Spenden von je 2.500,00 Euro durch den BFW Nord an die Hamburger Tafel und den Verein Ukrainian Future. Die Spende an die Hamburger Tafel wurde von der Vorsitzenden des Vereins Julia Bauer entgegengenommen. Für Ukrainian Future war die Vorsitzende Anna Preine-Kosach vor Ort.

Weitere Informationen zu den Projekten:
Hamburger Tafel
Ukrainian Future